Blog über Reisen, Fotografieren und DIY

Es geht los...

Lochham, S-Bahnhof:
Wer einmal Zombies sehen möchte, braucht nur um 6 Uhr morgens mit der S-Bahn fahren. Ich bin immer wieder überrascht, wie voll sie ist, aber nicht viele scheinen freiwillig hier zu sein. Einige dösen, wenige lesen, die meisten schauen starr mit leerem Blick geradeaus.

Übernächtigt, mit Ringen unter den Augen und wahrscheinlich sinnierend, was für ein beschissenes Leben sie haben, jeden Tag um diese Zeit schon unterwegs sein zu müssen.

 

München, Hauptbahnhof
Viele Leute schon unterwegs, mich plagt etwas die Sorge, dass der Regionalzug überfüllt sein könnte. Liest man ja immer im Zusammenhang mit dem 9 Euro Ticket in der Presse. Am Gleis angekommen, schon einiges los am Bahnsteig. Ein Blick auf die Anzeigetafel irritiert mich... "+30" steht da. Ein Blick in die DB App bestätigt meine Befürchtung: 30 Minuten Verspätung. Bin extra früh gefahren und hab nun eine Stunde noch bis zur Abfahrt. Darum erstmal Proviant kaufen.
Ich denke, der beste Platz am Bahnsteig ist ganz hinten, also mache ich mich auf ans Ende. Da sind tatsächlich etwas weniger Menschen.
Ein Zug fährt ein, aber nicht meiner.. auch nach Nürnberg, mein erstes Etappenziel, fährt früher los kommt aber eine Stunde später an als der von mir gewählte. Macht eine Runde über die Dörfer.
Der Zug füllt sich trotzdem. Ein Mann steht nervös an der Tür, evtl. wartet er noch auf jemanden. Er steigt aus, läuft am Bahnsteig auf und ab. Ihm ist wohl nicht klar, dass der Zug in 2 Minuten abfährt. Ich hoffe, dass er rechtzeitig zurück in den Zug geht. Hat kein Gepäck dabei, ist wohl im Zug. Es kommt schon die Durchsage dass der Zug gleich abfährt, die Türen gehen zu. Er scheint ahnungslos zu sein, kommt aber zurück und steigt ein, die Türen haben sich noch öffnen lassen. Ich bin beruhigt. Dann plötzlich springt er wieder raus und im selben Moment kommt die Durchsage, dass der Zug abfährt. Er versucht wieder einzusteigen, die Tür bleibt zu und er schaut ungläubig. Dann fährt der Zug langsam los. Er drückt weiter auf den Öffnungsknopf aber nichts passiert. Er geht neben dem losfahrenden Zug her, immer noch ungläubig was gerade passiert. Der Zug wird schneller, er beginnt zu laufen... Ich fürchte er hat sein Gepäck im Zug gelassen und steht jetzt scheinbar mit nichts da.

Mein Zug fährt ein, weniger los als befürchtet. Ich bekomme einen Fensterplatz in einem halbleeren Abteil. Es sind 40 Stationen mit zweimal umsteigen bis ich laut Fahrplan fünfeinhalb Stunden später in Weimar akommen soll.
Der Zug füllt sich mit jeder Haltestelle mehr aber bis Nürnberg bekommt noch jeder einen Sitzplatz

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Nürnberg

Umsteigen nach Leipzig. Hier gibt's schon mehr Gerangel um freie Plätze. Einige haben Fahrräder dabei. Zug ist richtig voll, einige müssen stehen. Die Strategie, ganz am Ende einzusteigen, hat sich bewährt.
Hinter mir eine arabische Familie. Ein Kind singt die ganze Zeit Happy Birthday, das andere schreit. Im Gang stehen zwei ohne Maske. Warum denke ich, sie schauen wie AfD Wähler aus?

Es werden mit jeder Haltstelle mehr Leute, bald kommen die ersten nicht mehr mit. Tagesausflüge, Wanderer aber auch alte Mnschen schaffen es nicht mehr in den Zug. Kleine Dramen am Bahnsteig...

Weimar

Bei Weimar denkt man an Goethe, Weimarer Republik, vieleicht auch an Schiller. Wer findet es spontan auf der Landkarte?
Weimarer Republik, ein kurzer Ausflug in die Geschichte.
Nachdem Kaiser Wilhelm II das Deutsche Reich 1918 als Scherbenhaufen und mit einem Weltkrieg (verloren) hinterlassen hatte, sammelten sich die übriggebliebenen Demokraten zur Weimarer Republik. Nach anfänglichen Startschwierigkeit, die ein verlorener Weltkrieg so mit sich bringt, lief es ausnehmend gut in dieser Republik. Ansehen national und auch international stiegen und die Goldenen Zwanziger begannen. Es hätte so weitergehen können, wäre da nicht ein kleingewachsener, schnautzbärtiger Österreicher aufgetaucht, der das Land wieder zur "alten Grösse"" führen wollte. Statt der geplanten 1000 Jahre brauchte er jedoch nur 12, um einen noch grösseren Scherbenhaufen und weiteren Weltkrieg (auch verloren) zu hinterlassen. Von da an verliesen sich die Deutschen dann eher auf die als Sieger hervorgegangenen Aliierten mit der Installation einer weiteren Demokratie. Während es im Westen Deutschlands auch gut funktionierte, entstand im Osten, ausser dem Namen, nichts was Ähnlichkeit mit einer Demokratischen Republik hatte. Was auch nicht sehr verwunderlich war, da die Sowietunion als Ziehvater auch vorher schon ein sehr eigenes Demokratieverständnis hatte . Da wurden aufmüpfige Kritiker schon gerne mal weit östlich des Urals kurz unter dem Nordpolarkreis versetzt um sich bei -40°C abzukühlen und bei körperlicher Betätigung in Form von Zwangsarbeit ihr Demokratieverständnis mit der offiziellen Form in Einklang bringen konnten. Kein Wunder, dass es in Ostdeutschland bei diesem Vorbild ähnlich schlecht lief. Es dauerte gut 40 Jahre bis dieser Zustand beendet wurde, diesmal ohne grossen Scherbenhaufen und verlorenem Krieg sondern vielmehr friedlich und vom Volk getrieben.

Und genau diese Entwicklung gibt mir weitere 30 Jahre später die Möglichkeit, die mehr oder weniger blühenden Landschaften mit nur 9 Euro im Monat per Zug zu erkunden.

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Goethe und Schiller in jeder Ecke

Weimar, Venezia Eiskaffee
Weimar gefällt mit. Kleineres Städtchen, einige Touristen aber nirgends so voll, dass man keinen Platz mehr bekommt.
Es gibt ein Schillerkaufhaus und ein Goethecafe und einen Goetheplatz und eine Schillerstrasse und... Man ist wohl sehr stolz auf seine beiden Berühmtheiten.
Vor demTheater eine Statue mit Goethe und Schiller und obwohl letzterer 10 cm grösser war, sind hier beide gleich gross. Man wollte wohl keinem den Vorzug geben.

Nach einen schnellen Kaffee im Zentrum ins Wohnhaus von Goethe. Schöner Rundgang durch eine Reihe von Räumen und hinterher noch ein Museum mit Exponaten. Dann durch die Stadt weiter zum Weimare Haus der Geschichte. Interessanter Film über die Weimarer Republik und deren Ende. Zum Abendessen zu früh, daher nochmal ein Kaffee. Morgen ins Bauhausmuseum und vieleicht nach Jena. Mal schauen

 

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Bauhaus

Bauhaus Museum dann Zug nach Jena

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Jena

Jena ist deutlich jünger, studentischer. Nicht soviele Touristen, vor allem keine Älteren so wie in Weimar. Jentower bringt Jena von oben. Kalter Hund ist was zum Essen, eine Art Kuchen, Kecks mit Schoko, meint er.
Die Fahrt von Weimar hierher dauert grad 20 Minuten.Thüringer Bratwurst gegessen, in der Semmel. Billig mit 2.60Euro. Unterwegs vom Bahnhof Dönner gesehen, 6 Euro. Münchner Preis.

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Erfurt

Überraschung. Statt in Weimar auf der Rückfahrt von Jena auszusteigen bin ich einfach im Zug geblieben und bis nach Erfurt weitergefahren. Dort Grosstadtflair, Viele Leute, jede Menge los. Durch die Stadt geschlendert über die Krämerbrücke. Beim Krämereis riesige Schlange. Gibt ein Sommerfest hier, wo alle hinwollen. Ich nicht, kehre um. Am Käpten Blaubeer vorbei wieder Richtung Hauptbahnhof wo ich einen Burger esse. Ein Mann am Nebentisch will wohl sein Essen nicht zahlen, er hat es stehengelassen und diskutiert mit der Bedienung. Sie wirkt genervt, zu mir ist sie nett.

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Leonardo Hotel, Weimar

Will früh los um den Zug nach Görtlitz kurz nach 9 zu erreichen. Daher muss ich den Bus um 8:20 nehmen. Will um 7 zum Frühstück. Habe etwas Sorge, dass es am Sonntag so früh noch nichts gibt.
Erste Überraschung: Der Aufzug zum Frühstücksraum nach unten ist übervoll, kann nicht mit und warte auf den Nächsten, der auch voll ist. Ältere Schweizer. Scheinbar geht immer noch nur ein Aufzug von 3. Sehr schwach für so ein Hotel.
Zweite Überraschung: Der Frühstücksraum ist voll. Schaut aus wie auf einem Rentnertreff und ich hebe das Durchschnittsalter mit meinem Erscheinen deutlich an. Können die alle nicht mehr schlafen? Wer geht sonntags freiwillig um 7 frühstücken? Auf alle Fälle scheinen sie alle sehr rüstig und unternehmungslustig zu sein. Ein jüngeres Päärchen kommt, in Bergschuhen und Outdoorklamotten. Die Frau trägt eine geringelte Hose in allen Farben des Regenbogens. Ziehen die sich nur im Urlaub so an oder machen sie das auch zu Hause. Wirken etwas deplaziert. GIbt hier keine Berge...
Vor dem Hotel wartet ein Bus mit schweizer Kennzeichen.. alles klar.. Reisegruppe, die um 8 losfährt. Hoffe, dass ich niemals, auch als hochbetagter Rentner, mit einer Gruppe unterwegs sein muss.

Vorne ist jetzt Hinten

Währen ich auf den Bus warte, kommt ein weiterer Reisender mit Rucksack, etwas mein Alter. Man erkennt schon an seinem Blick, dass er mich gleich ansprechen wird. Was er auch macht. Kommt aus der Oberlausitz und ist auch mit dem 9 EuroTicket unterwegs. "Muss man ja die letzten Tage noch ausnützen", meint er. Ist auch zum Bahnhof unterwegs. Der Bus kommt pünktlich, ich gehe weiteren Gesprächen aber aus dem Weg. Die Menschen hier scheinen aber viel offener zu sein als in München. Auch gestern in Jena im Cafe wurde ich angesprochen.
Im Bahnhof von Weimar hab ich noch etwas Zeit und schlender durch den Presseladen. Flasche Wasser kostet 2 Euro, Preis sind angepasst an den Westen.
Am Bahnsteig steht schon ein Zug, leider zeigt die Anzeige nichts an. Ich frage jemanden der einsteigt. Es ist schon der nach Leipzig, ziemlich leer, suche mir einen Fensterplatz an der Tür. Lessons learned aus dem Erlebnis bei der Hinfahrt, wo Aussteigen bei überfülltem Zug eine Challenge ist. Der Zug bleibt aber angenehm leer.
Es geht los, der Schaffner weist darauf hin, dass die Toilette in Zugmitte defekt ist, es funktioniert nur die Toilette vorne. Kurze Zeit später meldet er sich wieder und korrigiert. Der Zug fährt jetzt in die andere Richtung und somit ist hinten jetzt vorne. Also funktioniert die Toilette hinten, ...alles klar!

Wir kommen durch Ortschaften die zum Teil sehr heruntergekommen sind. Alte Häuser in mörtelgrauer Fassade haben wohl nie Farbe gesehen. Bahnhöhe mit von Unkraut überwucherten Bahnsteigen. Bahnhofsgebäude voller Grafitti und zerbrochenen Fenstern. Eine Industrieruine eines Textilkombinats, einst wohl ein beeindruckendes Gebäude, halb zerfallen in Weissenfels. Dazwischen durchaus neue Häuser in freundlichem gelb bemalt. Weinreben an den Hängen. Wir überqueren Mehrmals die Saale. Die ruhig dahinfließt. Ein Graureiher fliegt neben dem Zug.
Umsteigen in Leipzig zum Zug nach Cottbus. Ein beeindruckender Bahnhof. Gross, voller Läden und Imbissbuden.

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Görlitz

Ankunft am Görlitzer Bahnhof, eine Augenweide. Das Gebäude ist innen mit blauen Kacheln verkleidet und hat grosse Hängeleuchter. Zu Fuss ins Hotel, erster Eindruck: Viele grosse und schöne Gebäude, hätte ich nicht so erwartet. Es ist Sonntag, wenig los auf den Strassen. Das Hotel ist in einem Altstadthaus. Es hat feste Frühstückszeiten, an der Rezeption meint der Herr, dass es gut ausgebucht ist. Hab mich für 8Uhr - 9Uhr als Frühstückzeit entschieden.

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In Polen, einfach

Über die Brücke und schon ist man in Polen. Keine Kontrolle, nichts. EU vom feinsten. Reger Grenzverkehr, in beide Richtungen. In Görlitz verbringen wohl etliche Polen ihren Sonntagnachmittag. Und Amerikaner, wahrscheinlich angelockt durch diverse Hollywood-Filme, die in Görlitz gedreht wurden

Grad bemerkt: auf Englisch ist polnisch und polieren das gleiche Wort...

Am Fluss entlang, einige Restaurants aber nichts besonderes. Blick zurück auf Görlitz. Am Ende des Uferwegs auf der polnischen Seite laute Musik. Ein kleines Fest mit Hüpfburg und einem Rapper, auch auf polnisch. Einige Leute sind da. Auf dem Rückweg zur Brücke komme ich an einer Pizzeria vorbei, überlege dort zu essen. Low Carb war gestern...
Auch hier direkt gegenüber eine alte Industrieruine, roter Backstein,eigeworfene Fenster.

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Gin und Tonc

Nach der Pizza in Polen Gin und Tonic in Deutschland. Das Eis in der Wafel, eine Kugel, noch auf polnischer Seite, war mit 1.70Euro auch nicht gerade günstig. Die Pizza war aber ok, 12 Euro mit Bier für eine Pizza Parma. Görlitz hat Touristenpreise.
Jetzt als Absacker eine nette Bar, mit Selbstbedienung. Hat mir Cranberry-Gin empfohlen und gleich was zum Probieren eingeschenkt. Lecker, bestellt.
Gin ist auch hier das Ingetränk, jeder trinkt es.

The Grand Budapest Hotel

Es steht mitten in Görlitz, das Hotel aus dem gleichnamigen Hollywood Film. In Realität allerdings ein leerstehendes Kaufhaus im Jungendstil. Seit Jahren wird eine Eröffnung duch einen Investor versprochen, bis jetzt allerdings nichts mehr als Ankündigungen. Durch die Fenster kann man einen Eindruck erhaschen wie es drinnen ausschaut (für diejenigen, die den Film nicht gesehen haben). Ausserdem hängen Fotos in den Fenstern und man wird darauf hingewiesen, einen Kalender mit Bildern für 25Euro kaufen zu können. Zweimal am Tag gibt es eine Führung mit telefonischer Voranmeldung, die ich leider verpasst habe. Für heute ist schon ausgebucht lässt mich ein Zettel an der Eingangstür wissen.
Es regnet leicht schon seit dem Morgen und soll über den Tag auch nicht besser werden. Etwas ziellos schlendere ich umher. Finde einen Trödelmarkt mit viel alten verstaubten Sachen. Nichts was ich umbedingt brauche allerdings. Das Görlitzer "City Center" ist eine eher traurige Erscheinung. Auch gibt kaum Geschäfte, eine Bäckerei und einen Dönnerimbiss. WLAN kann ich vom Expert Elektrogeschäft ein Stock höher benutzen.
The Grand Budapest Hotel

Görlitz hat eine Menge alter Jugendstilgebäude, manche davon schön renoviert, ander kurz vor dem Verfall. Einiges steht leer. Die Warmmiete für 65m" ist unter 500Euro. Es ist halt schon ziemliche Randlage. Nächste grössere Stadt ist Cottbus, eine Stunde mit dem Zug. Nach Dresden braucht man zwei. Sonst gibts hier nicht viel.
In der Thalia Buchhandlung möchte ich den neusten eReader anschauen. Steht allerdings nur eine leer Schachtel rum. Museen habe am heutigen Montag zu, nicht viel um die Zeit totzuschlagen. Überlege kurz, ins Kino zu gehen, lande im Cafe BIKINI. Freies WLAN und schicke Einrichtung. Selfservice. Avokadotoast und Capucino für 9.80Euro. Bedienungen scheinen aus Polen zu sein.

 Immobilien in Görlitz

Die vielen leerstehenden und teilweise verfallenen Gebäude haben ihren Grund, dass Görlitz Einwohner verliert. Waren es 1939 hundertausend, sind es heutzutage grade mal die Hälfte. Abgeblich gibt es zwar wieder einen Zuwachs, aber einige davon sind Rentner, die die günstigen Mieten und Lebenshaltungskosten hier schätzen. Ich sehe ein Haus in einer umliegenden Ortschaft zum Kauf angeboten für 160.000 Euro. Baujahr 1975, renoviert in 2004 und knapp 500m2 Grund. Wohnungen für 60.000 Euro zum Kauf in zentraler Lage mit 60m2 und Kaltmieten unter 300 Euro für 60m2 Wohnungen im Zentrum. Daher die Aussage des Immobilienberaters auf dem Strassenfest, dass, wer in Görlitz sein Geld investiert hat, keine Rendite bekommen hat.
Trotzdem sollte ich im Hinterkopf behalten für die Rente einestages :-)
Ansonsten gibt es tatsächlich viele halbzerfallene und zum Verkauf stehende Gebäude

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Ein Besuch in der Synagoge mit Hintergründe per Audioguide war interessant. Sie ist in der Pogromnacht 1938 nicht niedergebrannt, da sie durch die Görlitzer Feuerwehr rechtzeitig gelöscht wurde. Aus Versehen oder Absicht lässt sich nicht mehr sagen. Görlitz drehts natürlich zu seinem Gunsten. Heute ist die Synagoge ein Kulturzentrum und hält mit Ausstellungsstücken und zwei Filmen die Erinnerung an die Geschichte wach.

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Kara ben Nemsi in Radebeul

Die Fahrt von Görlitz nach Dresden war reibungslos. Bis auf das letzte Stück mit Schienenersatzverkehr. Da gab es zwar hunderte Menschen vor dem Bahnhof aber keine Busse. Niemand wusste so genau wie es weitergeht. Schliesslich kommen dann doch zwei Busse die vollgepackt Richtung Dresden fahren. In den letzten zwei Stunden ist mir nochmal deutlich geworden, wie einsam im Grunde die Gegend hier ist. Sobald man ausserhalb von Ortschaften kommt, die meist auch nicht besonders gross sind, gibt es nur mehr Wälder und abgeerntete Felder. Diese sind riesengross, wohl noch ein Überbleibsel aus der damaligen Planwirtschaft
Dazwischen das übliche Bild aus halbverfallenen Gebäuden, insbesondere die Bahnhöfe schauen mitleidserregend aus.
Ankunft in Dresden Mitte, auch nicht gerade eine Schönheit. Da die Stadt ziemlich zerstört wurde im letzten Weltkrieg, fehlen historische Gebäude weitgehend. Was werden sich unsere Nachfahren denken bei der modernen, gesichtslosen Architektur statt alter Villen im Jugendstil?
Mein erster Weg führt mich nach Radebeul, ins Karl-May Museum. Weit oben auf meiner Bucket-list. Ich als alter Karl May Leser, der gerade die Geschichten aus dem Orient verschlungen hat und sicherlich auch daher meinen Lebensweg etwas mitbestimmt hat.
In der "Villa Shatterhand" gibt es einen grossen Garten mit der "Villa Bärenfett", die zu einem Indianermuseum ausgebaut wurde. Eingerichtet im Stil einer Blockhütte. Viele originale Exponate, die Karl Mays zweite Frau Klara weitgehend zusammengetragen hat. Auch viel über die Geschichte und Kultur der indianischen Ureinwohner Amerikas. Im Haus dann weiter Exponate aus dem Leben Karl Mays. Als wichtigste wohl die bekannten Gewehre: Silberbüchse, Bärentöter und Henrystutzen. May hat sie eignes im Geheimen anfertigen lassen um so weiter an seiner Legende stricken zu können. Obwohl er erst in sehr späten Jahren in Amerika und im Orient war, hat er immer beteuert, alles in seinen Büchern selbst erlebt zu haben. Seine Leser werden es gerne geglaubt haben. Im Grunde war er eine traurige Persönlichkeit, die sich eine Scheinwelt erschaffen hat, die er wohl am Ende selbst fast geglaubt hat. Erst nach seiner Orientreise soll er bemerkt haben, dass seine lebhaften Schilderung kaum etwas mit der Realität zu tun haben und er soll deswegen sogar einige Exponate im Haus dezent verschwinden lassen.
Zurück in der Stadt mache ich mich erst mal auf die Suche nach einem Cafe...

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Dresden - Fleck auf Hemd

"Entschuldigung, wollen Sie nicht das Sakko anziehen, Sie haben einen Fleck auf dem Hemd". So ein junger Mann am Nebentisch zu einem Älteren, der gerade gezahlt hat und aufsteht. Er bedankt sich artig, aber nicht sicher was er denkt. Der am Nebentisch nervt schon geraume Zeit, weil er seiner Frau detailliert erläutert, was er für morgen plant und wann sie wo sein müssen. Bestellt auch gleich die nötigen Tickets online. Ansonsten angenehmer Tag in Dresden mit viel Laufen kreuz und quer durch die Stadt

Die Sonne scheint

Letzter Tag in Dresden, Museumstag ist angesagt. Erst zur Ausstellung "500 Jahre mechanische Maschinen". Dort gibt es die Vorläufer von Robotern zu sehen, alles mechanisch bewegt und sehr komplex. Zum Bespiel eine Maschine die Schreiben kann, beliebiege Texte, da sie mit Hilfe von Scheiben auf einer Nockenwelle programmierbar ist. Dann ins Verkehrsmuseum. Ähnlich wie das in München. Zu Lande, im Wasser und in der Luft. etwas Fokus auf ex-DDR Fahrzeuge und Entwicklungen. Schliesslich in den "physikalisch-mathematischen Salon" im Zwinger. Eine Abteilung mit Uhren und weitere mit alten Messgeräten und optischen Instrumenten. Am Nachmittag in der Neustadt unterwegs. Alternatives Viertel mit Kunsthof. Eine Reihe von Innenhöfen mit alternativen Läden und Cafes.

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Die Strecke

Für meine 9 Euro bin ich folgende Strecke gefahren:

München - Weimar, 5:53 Stunden
Umsteigen in Nürnberg und Jena
Insgesamt 40 Haltestationen mit so schönen Namen wie Probstzella oder Küps

Weimar - Görlitz, 5:05 Stunden
Umsteigen in Leipzig und Cottbus
Insgesamt 39 Haltestellen, ich komme durch u.a. Hähnichen, Calau und Großkorbetha

Weimar - Dresden, 1:54 Stunden
Umsteigen in Radeberg und Dresden-Klotzsche
17 Haltestellen

Dresden - München, 6:26 Stunden
Umsteigen in Hof
18 Haltestellen

Alles in allem ca. 114 Haltestellen, 7 mal umsteigen, kaum Verspätung und immer einen Sitzplatz. Eigentlich positive Erfahrung, die Menschen sind zumeist gut drauf, trotz voller Züge nicht genervt, sie wissen, dass sie praktisch umsonst fahren und stellen keine Ansprüche. Mir hats gefallen
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